Fotografie

So machst du bessere Fotos von deinem Haustier

Lerne Tricks mit der Kamera, Tipps zur Beleuchtung und wie du dein Haustier beruhigen kannst, um es von seiner besten Seite zu zeigen

Two dogs chasing each other in shallow sea water
Two dogs chasing each other in shallow sea water

Emily Kudiersky weiß, wie man die wahre Persönlichkeit eines Haustiers zum Vorschein bringt. Die in Sheffield lebende Gründerin von Pet Stories hat sich auf entspannte Porträts von Tieren und ihren Besitzer*innen in natürlichem Licht spezialisiert. Hier verrät sie dir ihre besten Tipps, wie du die Eigenheiten, das Chaos und den Charme einfängst, die dein Haustier so einzigartig machen.

Wie heißt es so schön: „Arbeite niemals mit Kindern und Tieren“? Als Gründerin von Pet Stories und als Fotografin, die vor allem mit natürlichem Licht arbeitet, habe ich in den letzten acht Jahren viele vierbeinige Charaktere fotografiert und kann dem – zumindest was die Tiere angeht – überhaupt nicht zustimmen.

Haustiere zu fotografieren kann schwierig und unvorhersehbar sein. Manchmal kann es sogar etwas chaotisch wirken, aber für mich ist genau das das Besondere an jedem einzelnen Haustier-Fotoshooting. Erfahre hier, wie du diese Herausforderungen meistern und die bestmöglichen Aufnahmen machen kannst – ganz gleich, wie viel Erfahrung du hast.

A dog photographed standing on a sandy beach

Abbildung 1. Foto: Emily Kudiersky

A dog photographed sat on the wet sand of a beach

Abbildung 2. Foto: Emily Kudiersky

Natürliches Licht ist dein Freund

Für mich steht die Beleuchtung an erster Stelle. Ein natürlich belichtetes Foto wirkt klarer, zeigt mehr Details und besitzt authentischere Farben und Töne.Wenn du drinnen fotografierst, solltest du dein Haustier möglichst nah an einem Fenster positionieren und das Licht ausschalten, um Gelbtöne zu vermeiden. Für einen besonders stimmungsvollen Effekt ist es noch besser, wenn das Licht nicht von vorne, sondern von der Seite auf das Motiv fällt.

Wenn du draußen fotografierst, solltest du die Mittagssonne vermeiden, da sie einen Schatten auf dein Motiv werfen wird (Abbildung 1). Das schönste Licht gibt's meiner Meinung nach an Sommerabenden gegen 20 Uhr, wenn die „goldene Stunde” ihren Höhepunkt erreicht. Noch besser ist die „blaue Stunde” direkt nach Sonnenuntergang, voller kühlem Licht und einer wunderschön flachen und gleichmäßigen Tonalität (Abbildung 2).

Und wenn du ein Haustier mit schwarzem Fell hast, empfehle ich dir, das Fotoshooting auf einen bewölkten Tag oder am frühen Abend zu verschieben. Schwarze, glänzende Hunde und Katzen können eine echte Herausforderung sein. Bei zu wenig natürlichem Licht geht ihre Tiefe in den Schatten verloren, bei zu viel Licht entstehen unerwünschte Glanzreflexe. Mit weichem, indirektem Licht kommt das einzigartige Aussehen deines schwarzen Haustieres besser zur Geltung.

A brown and white dog being stroked while laying on a sofa

Foto: Emily Kudiersky

Bleib ruhig und achte auf ihre Körpersprache

Als Tierfotografin ärgere ich mich immer, wenn ich andere Fotografen oder Hundebesitzer sehe, die gestresste, hechelnde Hunde fotografieren, was in einem Standbild fälschlicherweise als breites Lächeln interpretiert werden kann. Versteh mich nicht falsch, ein Lächeln mit herausgestreckter Zunge ist nicht immer ein Zeichen von Stress, aber als Tierbesitzer finde ich es wichtig zu erkennen, wann deine Haustiere Anzeichen dafür zeigen, dass sie Freiraum oder eine Pause brauchen. Du hast wahrscheinlich schon bemerkt, dass dein vierbeiniger Begleiter oft gute Energien aufnimmt und sogar spiegelt. Wenn du also Fotos machen willst, ist es wirklich wichtig, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, damit du die wahre Persönlichkeit deines Haustieres einfangen kannst.

Versuche, nicht zu laut zu sein oder zu viele Befehle auf einmal zu geben. Verwende stattdessen deine Körpersprache, um deinem Haustier zu signalisieren, was es tun soll. Wenn du beispielsweise möchtest, dass dein Haustier an einer bestimmten Stelle im Haus sitzt, geh ruhig dorthin und zeig auf die Stelle, ohne etwas zu sagen. Es kann eine Weile dauern, bis die richtige Position gefunden ist, aber das Ergebnis sind ruhigere, authentischere Fotos. Ich finde, dass diese Technik nicht nur bei Katzen und Hunden, sondern auch bei vielen anderen Haustieren funktioniert.

Foto: Emily Kudiersky

Mit oder ohne Leckerli?

Leckerlis sind eine tolle Möglichkeit, die Aufmerksamkeit deines Haustieres zu gewinnen, aber nur, wenn sie richtig eingesetzt werden. Es kommt darauf an, wie futtermotiviert deine Haustiere sind und welche Pose, welchen Moment du einfangen möchtest.

Wenn du beispielsweise möchtest, dass dein Haustier direkt in die Kamera schaut, können Leckerlis gut funktionieren – aber das Timing ist entscheidend. Wenn du mit dem Fotografieren beginnst, stürze dich nicht sofort darauf und halte ein Leckerli in die Luft. Dadurch würde dein Haustier den Kopf nach hinten neigen und du hättest nur ein kurzes Zeitfenster, um ein Foto zu machen.

Halte stattdessen ein paar Leckerlis als letzte Möglichkeit in deiner Tasche bereit. Wenn du Schwierigkeiten hast, die Aufmerksamkeit deines Haustieres zu gewinnen, halte das Leckerli ruhig und direkt über dein Smartphone oder die Kamera. Du musst ihm nicht einmal sagen, dass du es hast, da es wahrscheinlich zu Aufregung und damit zu einer Veränderung der Pose kommen würde. Die Überraschung reicht in der Regel aus, um sie in einer Bewegung einzufrieren.

A dark grey cat snuggled in a furry black and red blanket, looking directly at the camera

Foto: Emily Kudiersky

Passe deine Kameraeinstellungen an die Persönlichkeit deines Haustieres an

Wenn du Haustiere mit einer DSLR- oder spiegellosen Kamera fotografierst, ist es wichtig, die Einstellungen an ihre Persönlichkeit und ihr Verhalten anzupassen. Wenn du beispielsweise eine verschlafene, zusammengerollte Katze mit minimalen Bewegungen fotografierst, solltest du eine niedrige Blende wie f/2,8 verwenden, um eine verträumte Schärfentiefe zu erzielen. Du kannst auch die Verschlusszeit verlängern, um mehr Licht einzufangen, da Bewegungsunschärfe dann weniger ins Gewicht fällt.

Wenn du mit einem verspielten Cockerspaniel spazieren gehst, würde ich eine kurze Verschlusszeit wählen, damit du kein Bild verpasst. Natürlich ist jeder Fotograf und jede Fotografin anders und es gibt keine richtige oder falsche Herangehensweise!

A small dog photographed on a sandy beach

Foto: Emily Kudiersky

Finde heraus, wie du die Aufmerksamkeit deines Hundes am besten auf dich lenken kannst

Ein Hundetrainer hat mir einmal einen tollen Tipp zum Thema Zurückrufen gegeben: Verwende den Namen deines Hundes nicht zu oft. Die Theorie dahinter ist, dass dein Haustier verwirrt wird, wenn sein Namen immer wieder wiederholt wird, anstatt einen bestimmten Befehl zu bekommen. Dadurch werden schlussendlich unbeabsichtigt Anweisungen ignoriert.

Etwas ähnliches habe ich auch beim Fotografieren von Haustieren feststellen können. Anstatt also den Namen deines Haustieres immer wieder zu rufen, versuche lieber, Wörter zu verwenden, von denen du weißt, dass sie seine Aufmerksamkeit auf dich lenken, wie „Eichhörnchen“, „Käse“ oder ein Familienmitglied, auf das es sich freut.

Ich bin auch dafür bekannt, dass ich hier und da ein paar seltsame Geräusche mache, wenn ich die Aufmerksamkeit meines Modells auf mich lenken will. Manche Haustiere lassen sich davon nicht aus der Ruhe bringen und hören meine Geräusche überhaupt nicht, andere sind fast wie hypnotisiert und belohnen mich mit einer klassischen Kopfneigung – besonders wenn ich Welpen fotografiere.

A small, white kitten appears through the window of a cat playhouse

Foto: Emily Kudiersky

Geduld, Geduld, Geduld

Manche Haustiere (meistens Katzen und jüngere Tiere) wollen manchmal einfach nicht. In solchen Momenten hast du keine andere Wahl, als geduldig zu sein und ihnen zu folgen. In der Regel kannst du bestimmte Posen nicht erzwingen – das bedeutet aber auch, dass jedes Foto ihr authentisches Wesen einfängt.

Einige meiner Lieblingsaufnahmen sind einfach „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ entstanden. Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg, und wenn du einen Schritt voraus bist und die Bewegungen deines Haustieres vorhersehen kannst, lohnt sich das Warten besonders. Denk daran, dass du nicht immer direkt neben deinem Haustier stehen musst, um ein gutes Foto von ihm zu machen. Richte deine Aufnahme unter Berücksichtigung des Hintergrunds und der Komposition ein, positioniere dich an der richtigen Stelle und warte einfach, bis dein Haustier ins Bild kommt. Nimm dir wirklich Zeit, um das Bild durch die Linse zu betrachten. Ist der Hintergrund chaotisch, was das Endresultat unruhig wirken lassen könnte?

Letztendlich ist jedes Haustier anders. Das bedeutet, dass auch jede Aufnahme einzigartig ist. Du fängst genau das ein, was dein Haustier so besonders macht – und auch deshalb liebe ich meinen Job!