Fotografie

Meistere Tiefeneffekte mit deinem Android-Handy

Verwandle alltägliche Fotos in filmische Porträts mit Tiefeneffekten auf deinem Android-Handy

Meistere Tiefeneffekte mit deinem Android-Handy
Meistere Tiefeneffekte mit deinem Android-Handy

Dieser Leitfaden wurde von Dan Mold verfasst – einem preisgekrönten Fotografen und Autor aus Cambridgeshire mit über 13 Jahren Erfahrung. Dan ist außerdem ein ehemaliger Adobe-Photoshop-Guru – Du kannst dich also auf seine Tipps verlassen, wenn es darum geht, das Beste aus deinen Bildern herauszuholen.

Die Tiefenschärfe eines Fotos bezieht sich auf den Bereich der “akzeptablen“ Schärfe eines Fotos. Bei Aufnahmen mit Smartphones ist dieser Bereich in der Regel recht groß. Das ist vor allem auf die kleinen Sensoren zurückzuführen, die zur Kompaktheit und Taschenfreundlichkeit dieser Geräte beitragen.

Insbesondere bei Android-Handys können sich die Tiefenschärfefähigkeiten zwischen den Modellen und Herstellern drastisch unterscheiden, da einige Unternehmen auf größere Sensoren setzen, wie beispielsweise das Xiaomi 15 Ultra mit seinem unglaublich großen 1-Zoll-Sensor, während andere eher auf Software und KI setzen, die nach der Aufnahme einen flachen Tiefenschärfeeffekt anwenden.

Was ist Bokeh?

Bokeh – von dem japanischen Wort “Boke”, das „bo-keh” ausgesprochen wird – beschreibt die Qualität unscharfer Highlights in einer Aufnahme. Dies wird in der Regel durch Aufnahmen mit einer großen Blende, Nähe am Motiv oder durch Zoomen erreicht, um die Unschärfe des Hintergrunds zu verstärken.

Es ist wichtig, den Hintergrund hinter einem Motiv zu berücksichtigen, da Neonreklamen, Lichterketten oder sogar Lichtreflexionen von Blättern zu einem eindrucksvollen Bokeh in deinen Fotos beitragen können, wodurch sich dein Motiv vom Hintergrund abhebt und es filmischer und professioneller wirken lässt. Wenn du mit kleinen Maßstäben arbeitest, kannst du sogar eigene Lichter zum Hintergrund deines Bildes hinzufügen, um schöne Bokeh-Kugeln zu erzeugen.

Nutze die Bokeh-Methode, um Motiv und Hintergrund voneinander zu trennen

Die Sache mit der Schärfentiefe

Smartphones erzeugen von Natur aus eine sehr große Schärfentiefe, was sich besonders dafür eignet, Aufnahmen mit gleichmäßiger Schärfe zwischen Vordergrund und Hintergrund zu machen – zum Beispiel von Blumen, die im Vordergrund stehen, während hinter ihnen die Landschaft bis zu den fernen Bergen reicht.

Dank dieser Eigenschaft eignen sich Android-Smartphones besonders für Landschaftsaufnahmen, Gruppenporträts oder sogar für das schnelle Abfotografieren von Dokumenten – also für alle Situationen, in denen du alles scharf abbilden möchtest. Wenn deine Bilder unscharf sind, solltest du überprüfen, ob dein Smartphone parallel zum Motiv positioniert ist. Wenn du beispielsweise ein Dokument fotografierst, halte das Smartphone direkt darüber und nicht in einem Winkel, da eine Neigung zu Verzerrungen führen kann. Vermeide außerdem Nah- oder Makroaufnahmen, wenn du eine tiefe Schärfe erzielen möchtest, da eine zu nahe Fokussierung die Tiefenschärfe verringert.

Für mehr Kontrolle kannst du die Kamera-App deines Android-Geräts öffnen – fast jedes Android-Smartphone, das ich bisher verwendet habe, verfügt über einen Pro-Modus, den du durch ein einfaches Wischen aufrufen kannst, um zusätzliche Funktionen zu nutzen. Bei den meisten gängigen Android-Modellen lässt sich die Blende im Pro-Modus nicht manuell einstellen, da die Objektive in der Regel eine feste Blende haben. Im Gegensatz zu professionellen DSLRs oder spiegellosen Kameras, die über einstellbare Blendenlamellen verfügen, legen Smartphone-Kameras Wert auf Kompaktheit – variable Blenden würden dies beeinträchtigen.

Wenn du jedoch eines der seltenen Android-Modelle verwendest, das über eine einstellbare Blende verfügt, kannst du sie im Pro-Modus manuell ändern. Ein höherer Blendenwert wie f/4 oder f/8 sorgt für eine größere Schärfentiefe, während Aufnahmen mit weit geöffneter Blende – beispielsweise bei f/1,8 – zu einer geringeren Schärfentiefe führen.

Es ist auch erwähnenswert, dass heute viele Android-Smartphones – wie zum Beispiel das Samsung Galaxy S25 – über mehrere Objektive verfügen, die jeweils mit einem eigenen Sensor ausgestattet sind. Diese Objektive bieten verschiedene Brennweiten oder Zoomstufen, die oft mit unterschiedlichen, festen Blendenwerten einhergehen. Ein Wechsel zwischen den Objektiven hilft dir dabei, eine für deine Bedürfnisse geeignete Blende zu finden. Beachte jedoch, dass die Verwendung eines Teleobjektivs (reingezoomt) eine geringere Schärfentiefe erzeugt als ein Weitwinkelobjektiv, selbst wenn beide die gleiche Blende nutzen.

Experimentiere mit dem Pro-Modus auf deinem Android-Handy

Entdecke Schäfentiefe-Effekte

Für größere Tiefen sollten Brennweiten erweitert werden

So kannst du mit einer Android-Kamera eine geringe Schärfentiefe schaffen

Um mit deinem Android-Handy die besten Ergebnisse mit geringer Schärfentiefe zu erzielen, solltest du idealerweise ein Gerät mit einem größeren Sensor verwenden – wie beispielsweise das Xiaomi 15 Ultra, das über einen 1-Zoll-Sensor verfügt. Wenn dir das nicht zur Verfügung steht, gibt es verschiedene Techniken, mit denen du einen Effekt mit geringer Schärfentiefe in der Kamera erzielen kannst. Wenn der Effekt dir immer noch nicht stark genug ist, kannst du ihn auch mit einer Software simulieren (mehr dazu später).

Zunächst noch ein wenig Theorie: Die Schärfentiefe wird deutlich geringer, wenn du sehr nah an dein Motiv heranzoomst, eine Technik, die gemeinhin als “Makrofotografie” bezeichnet wird. Wenn dein Android-Smartphone über einen speziellen Makromodus verfügt, solltest du diesen unbedingt ausprobieren und deine Kamera so nah wie möglich an dein Motiv heranzoomen.

Du solltest auch sorgfältig darüber nachdenken, wie dein Hintergrund in der Komposition erscheint. Je weiter der Hintergrund von deinem Motiv entfernt ist, desto einfacher ist es, deinen Hintergrund unscharf wirken zu lassen. Wenn du beispielsweise eine Person fotografierst, die auf dem Boden sitzt, vermeide es, aus Stehhöhe zu fotografieren – dadurch würde der grasbewachsene Hintergrund direkt hinter ihr liegen. Gehe stattdessen auf Augenhöhe mit ihr und in die Hocke, damit der Hintergrund “in den Hintergrund” tritt. Du kannst dein Motiv sogar bitten, sich etwas weiter von Wänden oder Objekten zu entfernen, um den Effekt der Trennung vom Hintergrund zu verstärken.

Als letzten Tipp solltest du auf den Pro- oder Porträtmodus deines Android-Smartphones umschalten und die Blende auf die weiteste Einstellung einstellen – bei den meisten Smartphones ist das normalerweise etwa f/1,8. Denke daran, dass die von dir gewählte Brennweite (Zoomstufe) die maximal verfügbare Blende beeinflussen kann. Scrolle daher durch deine Zoomeinstellungen, um die Einstellung mit der niedrigsten Blendenzahl zu finden, die dir die stärkste Hintergrundunschärfe ermöglicht.

Wenn sowohl Motiv als auch Hintergrund weit von der Kamera entfernt sind, bleibt alles scharf

Es ist viel einfacher, einen Unschärfeeffekt zu schaffen, wenn der Hintergrund weiter vom Motiv entfernt ist

So kannst du mit einer Android-Kamera eine geringe Schärfentiefe schaffen

Im Google Play Store gibt es zahlreiche Apps, mit denen du mit Effekten mit geringer Schärfentiefe experimentieren kannst – sowohl beim Fotografieren als auch bei der anschließenden Bearbeitung. Die gute Nachricht: Leistungsstarke, KI-basierte Bearbeitungswerkzeuge, mit denen sich die Schärfentiefe realistisch anpassen lässt, werden immer besser.

Eine App, die ich heruntergeladen habe und gerne nutze, ist „Focos: Bokeh, Bildunschärfe“. Die App besitzt eine kostenlose, werbefinanzierte Version und ich fand die Ergebnisse ziemlich beeindruckend. Am besten beginnt man jedoch mit einem scharfen Foto, das mit der Kamera aufgenommen wurde, und macht den Hintergrund dann dank eines Werkzeugs der App unscharf. Mit Focos kann man, genau wie bei vielen ähnlichen Apps, auf das Bild tippen, um auszuwählen, wo der Fokus der Schärfe liegen soll (z. B. bei einem Porträt das Gesicht), und dann wird der Rest des Hintergrunds dank smarter Funktionen unscharf gemacht. Diese Apps verfügen in der Regel über einen Schieberegler, mit dem du die Stärke des Effekts einstellen kannst.

Ich rate allen Hobbyfotografen und -fotografinnen, diesen Effekt mit Vorsicht einzusetzen – nur bei Fotos, bei denen ein unscharfer Hintergrund realistisch ist, z. B. wenn das Motiv deutlich vom Hintergrund entfernt ist. Wenn der Hintergrund zu nah ist, kann eine künstliche Unschärfe leicht unnatürlich wirken. Ich war zwar beeindruckt von den Möglichkeiten dieser Apps, fand aber auch, dass ein maximal eingestellter Unschärfeeffekt oft unecht wirkt. Eine moderate Nutzung – in der Regel etwa auf der Hälfte des Reglers – scheint die richtige Balance zu sein und gibt meinen Bildern ein überzeugendes Gefühl der Abgrenzung zwischen Motiv und Hintergrund.

Wende Unschärfeeffekte in der Focos-App an

Passe die Unschärfeeffekte in der Focos-App an

Die besten Android-Apps für geringe Schärfentiefe und Bokeh-Effekte

Focos: für Bokeh und Weichzeichner

Diese App kann Tiefe besonders gut einschätzen, um Fokusbereiche in deinen Bildern zu erkennen, und gibt dir viel Kontrolle darüber, wie nah oder fern beziehungsweise wie scharf oder unscharf der Fokuspunkt sein soll. Außerdem kann sie realistische Bokeh-Effekte anwenden.

Die Funktionen der Focos: bokeh, blur image-App

ReLens Camera-Focus & DSLR Blur

Diese App verwendet eine smarte KI, um Hintergründe zu unscharf zu machen und verspricht, dein Mobiltelefon in eine professionelle Kamera zu verwandeln. Mit ReLens kannst du durch einfaches Tippen deutlich scharfe und unscharfe Bereiche auf deinen Bildern erzeugen. Die App bietet auch weitere coole Effekte wie verschiedene Vintage-Filter, aus denen du wählen kannst.

Die Funktionen der ReLens Camera-Focus & DSKR Blur-App

Auto Blur: Hintergründe automatisch weichzeichnen

Auto Blur ist eine schnelle und benutzerfreundliche App, mit der du tolle Weichzeichner-Effekte für deine Hintergründe erzielen kannst. Es stehen mehrere Optionen zur Auswahl, darunter der klassische Weichzeichner, Objektiv-Unschärfe, Tilt-und-Shift-Effekte, Bewegungsunschärfe und Iris-Effekte mit intelligenter automatischer Fokussierung und Hintergrundfiltern, die die Auswahl des Motivs und die Unschärfe des Hintergrunds erleichtern.

Die Funktionen der Auto Blur; Blur Background-App

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